Einige von uns haben in diesen Tagen Briefe von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums bekommen. Da
es ein Beispiel sein könnte, wie man die Jugend für Kommunalpolitik interessieren kann, geben wir hier eine
Antwort wieder, vielleicht interessiert es ja auch andere Schülerinnen und Schüler.
Liebe Theresa,
vielen Dank für Deinen Brief. Du schreibst: Überlingen ist eine schöne Stadt mit allem drum und dran – leider
ist das Gymnasium schon längst marode. Wir Schüler lernen seit 10 Jahren in Containern. Da die
Schülerzahlen steigen werden, befürchte ich nun, dass noch mehr Container aufgestellt werden.
Du hast recht, das mit den Containern ist keine gute Lösung. Und damit nicht noch mehr Container aufgestellt
werden und die alten verschwinden, plant die Stadt, das Gymnasium ganz neu zu bauen, mit genügend Platz
für alle Überlinger Schülerinnen und Schüler.
Zugegeben, das plant die Stadt schon ziemlich lange und verspricht es euch. Und was man verspricht, muss
man auch halten. Bisher hat die Stadt noch nie ganz zu Ende überlegt, wie genau das neue Gymnasium
gebaut wird. Die Kosten wurden mit dem Daumen geschätzt und es gab keinen Plan, wer das bezahlt und wer
sich um alles kümmert. Das ändert sich jetzt, und es ist gar nicht so einfach.
Stelle Dir vor, Du möchtest ein Fahrrad kaufen und weißt schon ganz genau, dass es ein buntes und schnelles
Fahrrad mit vielen Gängen sein soll. Nun musst Du Dir überlegen, wie Du das Fahrrad zusammensparst:
Wieviel Taschengeld kannst Du zurücklegen, geben Dir Eltern oder Verwandte etwas dazu? Und wieviel kostet
es überhaupt? Auf einmal siehst Du, dass die Super-Gangschaltung ziemlich teuer ist und musst überlegen,
ob statt 18 Gänge auch 12 Gänge reichen. Und wie lange dauert das Sparen dann überhaupt?
So in etwa ist gerade die Situation mit Deiner Schule. Wir, also die Stadtverwaltung und der Gemeinderat,
wollen in diesem Jahr einen Plan aufstellen, wie das mit dem Neubau des Gymnasiums ganz genau gehen soll.
Das nennt sich „Haushaltsplan“, und den stellen wir nicht nur für das nächste Jahr 2024 auf, sondern bis 2028
und sogar noch länger. Und das, was wir darin festlegen, das versprechen wir euch. Und das müssen wir dann
auch einhalten. Deshalb prüfen wir gerade ganz genau, was wir euch versprechen können und was nicht.
Und soll ich Dir etwas sagen – Du und Deine Schule seid nicht die einzigen mit diesen Sorgen. Auch die
Wiestorschule und die Franz-Sales-Wocheler-Schule haben große Raumprobleme, und auch den Schülerinnen
und Schülern dort wollen wir in unserem Haushaltsplan etwas versprechen, was wir auch wirklich einhalten
können. Und es gibt noch ähnliche Fälle. So eine Stadt ist ganz schön kompliziert, wenn man alles zusammen
betrachtet. Und deshalb geht es manchmal auch nur echt langsam voran.
Nun ist meine Antwort an Dich ziemlich lang geworden, und ich bin mir nicht sicher, ob ich alles so erklären
konnte, dass man es verstehen kann. Wenn nicht, frage mich doch einfach noch einmal, oder ich komme in
Deine Klasse und wir reden alle direkt miteinander. Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute und viel Erfolg!