- OB Zeitler strebt eine temporäre Innenstadtsperrung an. Halten Sie eine derartige Sperrung für sinnvoll? Wenn ja, zu welchen Zeiten sollte die Innenstadt gesperrt werden? Wenn nein, was spricht dagegen?
Eine temporäre Sperrung der Innenstadt wurde bereits 2016 von Frau OB Becker vorgeschlagen, aber vom Gemeinderat abgelehnt. Die Probleme liegen auf der Hand: Wie soll sie kontrolliert werden? Wer behält die Übersicht, wann, wo und wie lange gesperrt ist? Unser Standpunkt: Die Innenstadt schrittweise und dauerhaft vom motorisierten Durchgangsverkehr weitestgehend befreien durch vorausschauende Lenkung der Verkehrsflüsse. Dann kann die Innenstadt zum verkehrsberuhigten Bereich umgestaltet werden. Auch das Verkehrsleitsystem muss endlich realisiert werden, das zu den freien Parkplätzen leitet. Und alles funktioniert nur, wenn die Verkehrsteilnehmer sich an die Regelungen halten. - Der Gemeinderat war sich in einer der jüngsten Sitzungen weitgehend einig, den Stadtbusverkehr aufzuwerten. Wie stellen Sie sich eine Attraktivierung des ÖPNV vor und welche Rolle spielt die Anbindung der Teilorte?
Der ÖPNV muss attraktiver als das eigene Auto sein. Das ist nur durch eine angemessen hohe Frequenz, ein gutes Liniennetz und einen günstigen Preis zu erreichen. Wir wollen lieber in den ÖPNV und Park&Ride als in teure Parkhäuser investieren. Das erlaubt auch eine bessere Anbindung der Teilorte, insbesondere für Jugendliche und Senioren. Die nötigen Investitionen müssen in einer Bedarfsanalyse ermittelt, mittelfristig in den Haushalt eingestellt und dann verlässlich umgesetzt werden. - Beim letzten Fahrradklimatest des ADFC landete Überlingen im Vergleich der Städte bis 50.000 Einwohner auf dem letzten Platz in Baden-Württemberg. Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um Überlingen fahrradfreundlicher zu gestalten?
Im aktuellen Fahrradklimatest 2018 liegt Überlingen auf einem hinteren Rang (44 von 50). Radfahren muss als alternatives Verkehrsmittel zu Auto und ÖPNV mehr in den Mittelpunkt rücken. Dazu zählt eine sichere Verkehrsführung auf Straßen ohne eigenen Radweg (z.B. Lippertsreuterstraße) und die bessere Anbindung von Teil- und Nachbarorten. Da sich in der Innenstadt der vorhandene Raum, den sich alle Verkehrsteilnehmer teilen, nicht vergrößern lässt, müssen wir eine bessere Aufteilung vornehmen. Dazu ist die Befreiung der Hafenstraße vom motorisierten Durchgangsverkehr ein wichtiger Schritt. Dadurch sinkt auch die Unfallgefahr. Die Kessenringstraße muss folgen. Auch die Verbesserung des Angebots an Abstellplätzen und Ladestationen für Fahrräder kann die Attraktivität der Innenstadt erhöhen, ebenso (in vielen Städten längst Standard) die Befahrbarkeit von Einbahnstraßen in beiden Richtungen.