Im Mai 2021 stellte die Fraktion LBU/Die Grünen zusammen mit der Fraktion FWV/ÜfA einen Antrag zur Analyse der Funkabdeckung im Überlinger Raum, um auf dieser Basis Bedarfe und Optimierungen bei gleichzeitiger Minimierung der Strahlenbelastung festlegen zu können. Der Gemeinderat stimmte dem Antrag einstimmig zu. Das Ergebnis wurde nun letzte Woche dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit vorgestellt (siehe buergerinfo.ueberlingen.de, Sitzung vom 12.07.2022).
Von einem Fachgutachter wurden die vorhandenen Mobilfunkstationen (im wesentlichen Telekom, Vodafone und Telefónica) erhoben und Immissionskataster erstellt. Diese liefern für Überlingen erstmalig eine detaillierte Darstellung der Immissionsbelastungen (Leistungsdichten), der schlecht abgedeckten Gebiete und der möglichen Standorte für ergänzende Anlagen einschließlich ihrer Auswirkungen.
Die aktuellen Belastungen liegen in Spitzenbereichen bei etwa 30 bis 100 mW/m², sonst deutlich darunter. Diese Leistungsdichten sind um rund einen Faktor 100 kleiner als die deutschen Grenzwerte und meist kleiner als die wesentlich strengeren Grenzwerte der Schweiz. Dennoch gilt das Prinzip der Vorsorge, und die Studie zeigt mögliche Standorte auf, mit denen schlecht abgedeckte Gebiete verbessert werden können, ohne die Immissionen an anderer Stelle unnötig zu erhöhen. Daneben bieten sich als Alternative lokale WLAN-Stationen für die Internetnutzung an, so wie schon jetzt an der Promendade und, entsprechend der Forderung des Jugendforums, hoffentlich bald am ZOB.
Mobilfunkbetreiber haben das Recht und sogar den Auftrag des Bundes, das Mobilfunknetz auszubauen. Bietet die Stadt kein städtisches Grundstück an, sucht der Betreiber eben ein privates und der Einfluss der Stadt wird noch geringer. Mit dem vorliegenden Kataster kann die Stadt bei Anfragen eine aktive Lenkungsposition einnehmen und fundiert Standorte im eigenen Besitz sowie konkrete Funk-Richtungssektoren vorschlagen. Und im Bedarfsfall können Anträge konkret nachgerechnet und auf ihre Auswirkungen hin geprüft werden.
Auch wenn weitere Fragestellungen (etwa zukünftige Bänder im höheren GHz-Bereich) offen sind und unangenehme Kompromisse (etwa zur Bauhöhe neuer Masten) nötig sein werden, ist dies ein wichtiger Schritt für ein sachbasiertes und verantwortungsvolles Handeln der Stadt im Bereich Mobilfunk.