Oft wurden in vergangenen Jahren markante Einzelbauten in Überlingen geplant, ohne dass von Seiten der Stadt ein Gesamtkonzept für das umgebende Areal vorlag. Jüngste Beispiele sind das Bauvorhaben der Volksbank an der Lippertsreuterstraße und die Laserklinik an der Aufkircher Straße.
Die geordnete Entwicklung eines Gesamtkonzepts hinkt dann dem Einzelprojekt hinterher und integriert es im Nachhinein bestenfalls notdürftig. Das ist eine schlechte Lösung – bei der allerdings keiner Seite ein Vorwurf zu machen ist. Der Bauträger hat ein berechtigtes Interesse an einer zügigen Entwicklung seines Vorhabens, und für die Stadt sind Investitionen wie bei den oben genannten Beispielen wichtig. Andererseits hat die Stadt die Pflicht, bei den nur begrenzt verfügbaren Flächen der Innenstadt eine geordnete, zukunftssichere Entwicklung des gesamten Areals vorzunehmen. Das vorgezogene Einzelprojekt muss dann zumindest die wichtigsten Rahmenbedingungen des noch unfertigen Gesamtkonzepts einhalten, die unter hohem Zeitdruck in einem städtebaulichen und politischen Abwägungsprozess festgelegt werden.
Wieviel besser ist es da, wenn die Möglichkeit besteht, von Anfang an alles in der richtigen Reihenfolge zu machen: Erst das Gesamtkonzept, dann die Einzelmaßnahme. Diese Chance besteht aktuell im Bereich der Zimmerwiese, für die bisher kein Gesamtkonzept, wohl aber Ideen für ein Hotelprojekt vorliegen. Hier bietet es sich an, parallel zu den Konkretisierungen des Hotelprojekts ein Quartierskonzept zu erstellen. Es wäre geradezu fahrlässig, es nicht zu tun, zumal das Quartierskonzept auch dem Hotelprojekt zugutekommt, qualitativ und in Bezug auf die öffentliche Akzeptanz.
Ein erfolgreiches Hotelprojekt erfordert eine gute Mobilitätsanbindung, ein schlüssiges, attraktives Freiraumkonzept mit Wegevernetzungen zur Innenstadt und vieles mehr. Umgekehrt kann das Projekt neue Impulse setzen für die Aufwertung von Zimmerwiese und Umgebung, beispielsweise vom Bahnhofvorplatz bis zum Areal Feuerwehr/Werkhof. Beides kann in dem Quartierskonzept erarbeitet und beplant werden.
Dieses Quartierskonzept für die Zimmerwiese kann in einem zeitlich begrenzten, städtebaulich fachlich moderiertem Werkstattverfahren mit öffentlicher Zwischen- und Endpräsentation verwirklicht werden. Eingeladene Planungsexperten können einen „Blick von außen“ und neue Ideen einbringen.
Für die Erstellung des Quartierskonzepts sind nur wenige Monate erforderlich. Der finanzielle Aufwand ist gerechtfertigt und wird in jedem Fall erforderlich sein, denn ein Herzstück der Stadt wie die Zimmerwiese lässt sich unter keinen Umständen ohne schlüssiges Gesamtkonzept entwickeln. Je eher wir damit beginnen, desto besser für alle: für den möglichen Bauträger und für die Stadt.